
Unruhe und Schreien, kurze Nächte und die Sorge, dass hinter dem Ganzen etwas Ernstes steckt, ist eines der größten Themen von frisch gebackenen Eltern.
Habt ihr euch mit kleinem Baby auch schon gefragt, was welches Schreien bedeutet? Wie ihr herausfindet, was es benötigt, um zur Ruhe zu kommen? Oder wart ihr sogar schon an dem Punkt, dass ihr euch überfordert oder sogar unfähig gefühlt habt, eurem Kind zu helfen?
Damit seid ihr nicht allein. An mindestens einem dieser Punkte waren alle Eltern schon mal. Der überwiegende Teil der Eltern kennen meiner Erfahrung nach alle diese Momente. Und es wäre erstaunlich sogar besorgniserregend, wenn euch das Schreien eures Kindes völlig unberührt lassen würde. Was also könnt ihr tun, damit eurer Zusammenleben harmonisch ist und ihr adäquat auf die Bedürfnisse eures Kindes reagieren könnt?
Zwei Dinge sind in diesem Zusammenhang wichtig:
Wieviel Schreien ist normal und ab wann muss man sich ernsthaft Sorgen um das Baby machen?
Wie kannst man damit umgehen? Was hilft?
Beide Punkte versuche ich euch so gut es geht, ohne euer Kind und euch zu kennen zu beantworten.
Wieviel Schreien ist normal und ab wann muss man sich ernsthaft Sorgen um das Baby machen?
Besonders der dieser Punkt wird oft unterschätzt. In der Schwangerschaft bekommt man oft gefragt und ungefragt zu hören, dass es anstrengend mit Baby sein wird und dass ein Kind selten genau dann schläft, wenn man selbst müde ist. Man hat aber keine wirkliche Vorstellung davon, was es bedeutet. Erst wenn man selbst in dem Moment ist, weiß man, wie es sich anfühlt. Wie lang 5 Minuten werden können.
Die deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. definiert Schreibabys (also ungewöhnlich unruhige Kinder) mit einem Schreien von mehr als 3 Stunden täglich, an mehr als 3 Tagen in der Woche und an mehr als 3 Wochen am Stück. Das ist subjektiv gesehen, für die betroffenen Familien sehr viel! Aber trotzdem ist bis dahin alles nicht unbedingt ungewöhnlich oder besorgniserregend im Hinblick auf die Gesundheit des Kindes. Das bedeutet konkret: Ist euer Kind mal zwei oder drei Tage in einer Woche etwas unruhiger als sonst, schreit es mehr, ist schwerer zu beruhigen und schläft schlechter, wird das sehr wahrscheinlich normal sein. Vielleicht macht es gerade einen Wachstumsschub durch. Oder es lernt neue Dinge, die verarbeitet und „erzählt“ werden müssen. Es hat mehr Eindrücke zu verarbeiten, weil viel Besuch das Baby bestaunen wollte oder ein Kinderarzttermin anstand. Es kann sein, dass es dabei auch Anzeichen macht als hätte es Bauchschmerzen. Die Anzeichen wären z.B. sich winden, Beine anziehen und strecken, Hände zur Faust, pupsen oder Gluckern im Bauch. Trotzdem sind bei Unruhe selten die Bauchschmerzen die Ursache. Meist sind sie die Folge der Unruhe. Klingt erstmal seltsam. Bei näherer Betrachtung ist es sehr logisch: Wenn du Stress auf Arbeit hast, dich mit deinem Partner gestritten hast, viele Termine abarbeiten musstest oder längere Zeit einer anstrengenden Umgebung ausgesetzt bist, wirkt sich das bei dir früher oder später körperlich aus. Du bekommst vielleicht Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Herzrasen, Hautausschläge oder schläfst einfach schlechter und fühlst dich morgens wie gerädert. Das ist bei jedem Menschen anders. Jeder reagiert auf Stress in unterschiedlichem Ausmaß und in verschiedener Weise. Das ist bei Babys ähnlich. Auch sie reagieren auf Stress unterschiedlich stark und auf unterschiedliche Weise. Natürlich haben sie keinen nervenden Chef, einen riesigen Berg Papiere auf ihren Schreibtisch und aus unserer Wahrnehmung eigentlich „nichts auszustehen“. Außer schlafen und essen haben sie noch keine Aufgaben. Ganz so ist es aber doch nicht. Wie oben schon beschreiben, stresst manche Kinder schon Besuch oder ein Ausflug zum Kinderarzt und zum anderen sind Kinder unglaublich energetische Wesen. Sie nehmen sehr genau wahr, was in ihrem Umfeld los ist. Welche Schwingungen und Energien gerade im Raum sind und reagieren auf diese. Das klingt esoterisch abgehoben? Aber auch das lässt sich einfach nachvollziehen: Stell dir vor du kommst in einen Raum, in dem zwei schweigende Menschen sitzen. Im Bruchteil einer Sekunde wirst du wahrnehmen, ob die beiden einvernehmlich, genießend schweigen, ob sie sich beleidigt anschweigen oder ob sie traurig sprachlos sind. Davon ausgehend, dass du beim Betreten des Raumes nicht durch das Starren auf dein Smartphone abgelenkt bist. Was anderes machen Kinder auch nicht. Sie haben nur diese Möglichkeit in ihrem Umfeld klar zu kommen als sich der Atmosphäre anzupassen und andererseits ihr Umfeld auf seine Bedürfnisse durch Lautäußerungen aufmerksam zu machen.
Was hilft?
Allein schon die Tatsache das oben Gesagte anzunehmen, kann helfen. Denn der Versuch und vor allem der Anspruch an sich selbst, ständig und stetig ein Kind beruhigen zu können, verursacht Anspannung. Ihr werdet nicht immer und sofort erkennen, was euer Kind braucht. (Das bleibt übrigens viele Jahre so. Aber das ist ein eigenes Thema.) Aber es wird besser werden. Das Schreien und die Lautäußerungen werden mit den ersten Lebenswochen differenzierter. Ihr lernt euch besser kennen und damit auch wie ihr es beruhigen könnt. Versucht selbst ruhig zu bleiben. Denn wie gesagt, Kinder spüren euren Zustand. Dafür können wunderbar die Atemübungen für die Geburt helfen. Versucht euch auch reinzuteilen. In Schichten schlafen und abwechselnd Kind betreuen, solange ihr beide in Elternzeit seid. Im Anschluss an diese Zeit spannt Großeltern und Freunde mit ein.
Versucht das Schreien aus einer anderen Perspektive zu sehen: Vielleicht möchte es einfach mal erzählen. Du möchtest auch nicht hören: „Beruhig dich. Reg dich nicht auf und sei still.“, wenn du dich bei der Partnerin über den Chef aufregen möchtest oder bei der besten Freundin über den Partner 😉.
Wenn du nun aber doch den Eindruck hast, dass es einfach müde ist. Nicht mehr einschlafen kann, weil der beste Einschlafpunkt überschritten ist, dann darfst du natürlich über Beruhigungsmaßnahmen deinem Kind beim Einschlafen helfen. Das ist meiner Erfahrung nach auch der häufigste Grund für Unruhe: der Einschlafmoment wurde verpasst. Beruhigende Maßnahmen können sein: Pucken, sanftes Schaukeln, langsame ruhige Bewegungen machen, über die Stirn Richtung Nase streicheln, summen oder weißes Rauschen (einfach mal bei YouTube und Co. eingeben). Die meisten Kinder kommen in Seitenlage besser zur Ruhe als in Rückenlage. Schaut, ob es warm genug eingepackt ist, aber natürlich nicht überhitzt. Versucht nicht zu viel zu machen. D.h. wildes Schaukeln, durch die gesamte Wohnung laufen und auf das Kind einreden, bringt selten etwas. Meist ist es die eigene Unruhe dahinter, die antreibt immer mehr zu machen. Eigene Unruhe führt meist aber wieder zu mehr Unruhe beim Kind. Wenn du merkst, dass du nicht mehr die nötige Ruhe ausstrahlen kannst, nicht mehr in deiner Mitte bist, Atemübungen nicht mehr helfen und der Kreislauf immer verrückter wird, dann versuche lieber dein Kind körperlich von dir getrennt zu beruhigen. Klassiker: Ab in den Kinderwagen und losschieben. Du kannst deine Energie (den Stress) ablaufen und dein Kind muss deine Anspannung nicht mehr so sehr mitfühlen. Besprecht solche Dinge auch unbedingt mit eurer Hebamme. Sie hat bestimmt noch eine Idee zu eurer konkreten Situation.
Wann zum Arzt?
An dieser Stelle nun die Abgrenzung zu der Frage, wann man sich ernsthaft Sorgen machen muss: Verhält sich euer Kind ganz anders als ihr es kennt, insbesondere wenn ihr das Gefühl habt, dass es Schmerzen haben könnte, lasst es ruhig durch Kinderarzt oder Hebamme abklären. Sollte das Schreien für euch schwer erträglich sein (egal, ob die Definition des Schreikindes zutrifft oder nicht), holt euch immer Hilfe. Das können Personen im Umfeld sein, die euch entlasten. Es kann eure Hebamme sein, die weiterführende Ideen oder Adressen wie z.B. die einer Schreiambulanz hat. Oder auch eine Krabbelgruppe oder ähnliches, in der man sich unter anderen Eltern verstanden fühlt.
Noch ein praktischer Tipp: Erzählt euch gegenseitig jeden Abend mindestens drei (besser 5) Dinge, die gut gelaufen sind und für die ihr dankbar seid. Das fällt am Anfang schwer. Es ändert aber auf Dauer den Fokus und macht ausgeglichen und Freude.

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