![Schwangere auf sitzend auf Yogamatte](https://static.wixstatic.com/media/22594fe84d314d61af5adab9dba030db.jpg/v1/fill/w_980,h_715,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_auto/22594fe84d314d61af5adab9dba030db.jpg)
Ich habe den Eindruck, dass Geburtsvorbereitungskurse vom überwiegenden Teil der Erstgebärenden wahrgenommen werden. Auch der Anteil der Partner, die sich in den Kurs „trauen“, hat zugenommen. Ich schreibe das so ein bisschen provokativ, da mein Eindruck in den letzten Jahren tatsächlich so war. Die Männer hatten reichlich Bedenken. Oder sahen einfach die Notwendigkeit nicht darin. Bestimmt liegt die Zunahme aber auch daran, dass es inzwischen mehr Kursangebote gibt. Trotzdem ist an meiner Wahrnehmung auch etwas dran. Das Familienbild hat sich geändert. Die Partner bringen sich in die Schwangerschaft und die Kindererziehung mehr ein. Und das finde ich wunderbar. Frauen und Kinder können nur davon profitieren. Und ich denke, auch die allermeisten Väter. Auch andere Familienkonstellationen werden selbstverständlicher. Die Schwangeren werden auch von Partnerinnen, Freundinnen, Schwester oder Mutter begleitet.
Trotzdem gibt es natürlich auch immer wieder Paare, die sich nicht in einen Kurs „trauen“. Aus unterschiedlichsten Beweggründen: einige halten sich nicht gern in unbekannten Runden auf, dazu noch mit einem so sensiblen Thema wie Schwangerschaft und Geburt. Die Kurse haben dazu auch gern noch diesen Ruf ein „Hechelkurs“ zu sein. Sitzt man also stundenlang mit fremden Menschen in einem Raum, atmet zu Walgesängen und erträgt Räucherstäbchenduft? Alles möglich. Aber unwahrscheinlich. In den meisten Kursen geht es darum Informationen aus erster Hand zu bekommen. Von einer Fachfrau und nicht mühsam selbst bei Google zusammengesucht. Das ist meiner Empfindung nach fast schon das schwierigste, wenn man in diesem Jahrzehnt schwanger ist. Die Masse an Informationen, die einem zur Verfügung stehen. Das kann super sein. Auf jede Frage gibt es immer sofort eine Antwort im WWW. Das kann aber auch fürchterlich sein. Zum einen ist nicht alles richtig. Zum anderen sind das entweder immer pauschale Informationen, die vielleicht gar nicht auf einen selbst zutreffen oder es sind Erfahrungsberichte. Die treffen noch unwahrscheinlicher auf sich selbst zu. Das macht unsicher. Wie verhält man sich denn nun richtig? Man möchte schließlich nichts falsch machen. Auch in einem Kurs werden allgemein gültige Themen besprochen. Aber man hat die Möglichkeit direkt nachzufragen und Informationen so aufgearbeitet zu bekommen, dass sie auf die eigene Schwangerschaft passen. Das ist auch ein Grund, warum ich immer einen klassischen Kurs und kein Onlinemodul empfehlen würde.
Nun ist es so, dass wir als Hebammen relativ wenig Vorgaben von den Krankenkassen haben, was wir in einem Kurs anbieten. Es könnte also tatsächlich so sein, dass der Schwerpunkt auf Atmung und Entspannung gelegt wird. Das ist per se gar nicht schlecht. Denn genau das wird man unter der Geburt und im Wochenbett gut gebrauchen können. Gerade Erstgebärenden ist aber der Punkt mit den richtigen Informationen wichtig. Die Flut im Kopf zu bändigen. Ich kann nur dringend empfehlen sich vor einer Kursanmeldung über die Themenschwerpunkte zu informieren. Viele Kolleginnen geben schon auf ihrer Homepage einen Themenüberblick. (hier ist meiner) Ansonsten: nachfragen! Schön, ist auch immer, wenn man bei der Hebamme einen Kurs machen kann, die einen im Wochenbett, vielleicht sogar unter der Geburt betreut. Falls das nicht möglich ist, hat sie vielleicht eine Empfehlung. So passt die Vorbereitung nachher mit der Betreuung zusammen.
Einen Absatz möchte ich noch zu der Stimmung in einem Kurs loswerden: Ja, es kann schon seltsam, aufregend, komisch sein mit fremden Menschen seine Gefühle und Bedenken zu teilen. Sich verbal so nackt zu zeigen. Es geht schließlich um ein zutiefst sensibles Thema. Aber es geht allen so, die da sitzen. Meist ist das das beste Gefühl, wann man aus einem Kurs kommt: man ist mit seinen Empfindungen und Bedenken nicht allein. Niemand lacht über seltsame Fragen. Gelacht wird aber trotzdem. Meist über die Atemübungen. Um die man zumindest in meinen Kursen nicht drum herum kommt. Und das finde ich persönlich gut so. Lachen ist immer gut.
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